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Die Stadt Halle hält zusammen

15.000 Menschen setzen starkes Zeichen gegen rechts

Der Markt in Halle um kurz nach 16 Uhr: Zwischen Marktkirche und Rotem Turm drängten sich Tausende von Menschen. Später war von mindestens 15.000 die Rede, so viele, wie seit Jahrzehnten nicht mehr zu einer Veranstaltung auf Halles zentralem Platz gekommen waren. Auf der großen Bühne hatte Mark Forster unter dem Jubel seiner Fans gerade seinen ersten Song beendet, als es ganz ruhig wurde. „Wir beweisen, dass Liebe in der Überzahl ist. Schickt Liebe in die ganze Welt“, rief der Sänger den Zuschauern zu.

Liebe, Toleranz und Weltoffenheit als Gegenentwurf zu Hass, Antisemitismus und Rassismus. Diese Botschaft wurde am Wochenende auf vielen medialen Kanälen weit über die Grenzen von Sachsen-Anhalt hinaus verbreitet.

Es war die Antwort, die die große Mehrheit der Hallenser, aber auch Musikstars wie Mark Forster, Michael Schulte, Alice Merton, Klan und Joris sowie Max Giesinger während ihres Konzerts auf der Bühne gaben. Es war die eindringliche Reaktion auf den Anschlag vom 9. Oktober, als der 27-jährige Stephan B. zwei Menschen tötete und zwei schwer verletzte. Nur dank glücklicher Umstände konnte er im halleschen Paulusviertel nicht in die zum Tatzeitpunkt voll besetzte Synagoge vordringen, um dort ein Blutbad unter jüdischen Mitbürgern anzurichten.

#HalleZusammen - so lautete das Motto dieses Konzertevents, das die Initiatoren von Mitteldeutscher Zeitung, MDR, Radio Brocken, 89.0 RTL, Rockland, Radio SAW und der Stadt Halle in einem Kraftakt innerhalb weniger Tage organisiert hatten.

Stephan Paffrath, Leiter Privatkunden und Marketing der Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung, der gemeinsam mit Lars Geipel, dem geschäftsführenden  Redakteur der Chefredaktion der Mitteldeutsche Zeitung, Teil des Sender- und Medienübergreifenden Projektteams war, sagte: „Gemeinsam haben alle Beteiligten in kürzester Zeit etwas ganz Großartiges auf die Beine gestellt. Ich war den gesamten Samstag ab 12.30 Uhr bis zum Schluss vor Ort - vor und hinter der Bühne - und habe immer noch Gänsehaut, wenn ich mich an die großen und kleinen Momente erinnere, die ich erleben durfte. Es war ein absolutes Privileg, Teil dieses Vorhabens gewesen zu sein.“

 

 

Zum Gelingen trugen unter anderem auch die Staatskapelle mit Musikern des Landesgymnasiums Latina, der MDR-Rundfunkchor, das Ensemble des Neuen Theaters und das Ballett Rossa bei.

„Wir müssen klare Kante gegen Rechtsradikalismus zeigen“, sagte Max Giesinger, der als Sänger und Songwriter große Erfolge feiert, schon vor Beginn der siebenstündigen Veranstaltung. Nur was bedeutet das? Wie zeigt man im Alltag klare Kante, wie kann man sich gegen Antisemitismus und Rassismus zur Wehr setzen?

Laut widersprechen, wenn der Sitznachbar in der Straßenbahn subtile Vorurteile gegen Juden oder Flüchtlinge verbreitet? Im Verein den Ausschluss eines Mitglieds fordern, das sich mehrfach rassistisch geäußert hat? Und wie umgehen mit dem geistigen Nährboden, auf dem der Hass heranwächst?

Auf diese Fragen gab es viele Antworten. So sagten die Musiker vor Beginn des Konzert in einer kurzen Pressekonferenz unisono: Man sei viel zu lange auf dem rechte Auge blind gewesen. Es gelte nun ein „Zeichen gegen die Angst“ zu setzen. Gerade die Musik könne viele Menschen zusammenbringen:

„Wir sind gemeinsam mehr.“ Als unter anderem Liedermacher Joris, Songwriter Michael Schulte und Sängerin Alice Merton in Variationen diese Aussagen auf der Bühne wiederholten, gab es jeweils lang anhaltenden Beifall.